Clubgeschichte

Jenö Konrad-Cup

Es ist eine große Ehre für mich, dieses Jahr erstmals Teil der Jury des Jenö Konrad-Cups sein zu dürfen. Die kreativen, tiefgründigen und auch sehr nachdenklich stimmenden Projekte der Schülerinnen und Schüler zu sehen, ist unglaublich schön und wertvoll.

– Dieter Hecking

Hybrid, erweitert & mit Fokus auf heutiges jüdisches Leben

Mit dem Schülerprojekt „Jenö Konrad-Cup – Fußball trifft auf Geschichte“ möchten Club und TSV Maccabi Nürnberg Schüler*innen aller Schularten gegen Antisemitismus sensibilisieren und Begegnungen Jugendlicher aller Religionen auf Augenhöhe mithilfe des Sports ermöglichen. Ausgangspunkt dafür ist die intensive Beschäftigung mit der Biografie des ehemaligen jüdischen Club-Trainers Jenö Konrad, der zwischen 1930 und 1932 beim 1. FCN tätig war. Das Projekt bietet die Möglichkeit, das aktuelle jüdische Leben  kennenzulernen und an einem besonderen Fußballturnier auf dem Club-Vereinsgelände teilzunehmen.

Dass ein solches Schülerprojekt ungeahnte Kreise ziehen kann, wissen die Schüler*innen des Sonderpädagogischen Förderzentrums Jean-Paul-Platz, Sieger des Jenö Konrad-Cups 2021, nur zu gut: Ihre Idee führte Ende Juni zur feierlichen Stolpersteinverlegung in Gedenken an Jenö Konrad durch Künstler Gunter Demnig vor dem Max-Morlock-Stadion. „Wir sind auf die Kreativität und das Engagement der Schüler*innen im Rahmen des ‚Jenö Konrad-Cups‘ unglaublich stolz und jedes Jahr aufs Neue von den Ideen Jugendlichen begeistert. Der aktuelle Titelverteidiger ist das Sonderpädagogische Förderzentrum ‚Jean-Paul-Platz‘. Das zeigt, dass unser Projekt, unabhängig vom Schultyp, die Möglichkeit bietet, als Sieger*in hervorzugehen“, sagt Katharina Fritsch, Leiterin Community & Membership beim 1. FC Nürnberg.

Rund 500 Schülerinnen und Schüler mit dabei

Der Jenö Konrad-Cup ist über die Jahre stetig gewachsen. Während beim Initialprojekt 2017/18 erst drei Schulen mit dabei waren, nehmen in diesem Jahr neun Schulen mit ihren jeweils eingereichten Projekten teil. Einzelne Klassen oder ganze Jahrgangsstufen haben sich im vergangenen Schuljahr kreativ, kritisch und tiefgründig mit Jenö Konrads Biografie und dem Thema Antisemitismus auseinandergesetzt. Insgesamt wurden so auch in diesem Jahr über 500 Schüler*innen erreicht.

Der Jenö Konrad-Cup besteht aus zwei Phasen: Der FCN und Club-Historiker Bernd Siegler gehen zunächst in Schulen und erzählen vom Leben und Wirken von Jenö Konrad und dem Engagement des FCN gegen Antisemitismus. Anschließend treffen die teilnehmenden Jugendlichen auf junge Menschen jüdischen Glaubens und tauschen sich aus. Der TSV Maccabi Nürnberg bindet hier über die weiteren Kooperationspartner Israelitische Kultusgemeinde Nürnberg (IKGN) und MAKKABI Deutschland Jugendliche jüdischen Glaubens ein, um Begegnungen unter Gleichaltrigen auf Augenhöhe zu ermöglichen. In den Schulen wird dann mehrere Monate an den Projekten gearbeitet. Die Projektarbeit gilt als sogenannte Qualifikationsphase für das Highlight, das Fußballturnier am Sportpark Valznerweiher. In dieser zweiten Phase treten die Schüler*innen unterschiedlicher Schulen in gemischten Teams gegeneinander an. Wichtig sind die Aspekte Gemeinsamkeit und Verbundenheit durch Sport. Schlussendlich gibt es einen Gesamtsieger und seit 2020/21 auch Spartensieger aus Phase I und II. Die Punkte in Phase I werden dabei durch eine namhaft besetzte Jury mit Personen aus Wissenschaft, Kultur, Politik und Sport vergeben.

Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause konnte die fünfte Auflage des „Jenö Konrad-Cup – Fußball trifft Geschichte“ wieder in Präsenz am Sportpark Valznerweiher stattfinden. Gesamtsieger ist die Leonhart-Fuchs-Mittelschule aus Wemding.

Am 28.07.2022 strömten über 300 Schülerinnen und Schüler beim abschließenden Highlight des diesjährigen Jenö Konrad-Cups an den Sportpark Valznerweiher, um ein gemeinsames Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen. Mit einem Fußballturnier in bunt durchgemischten Teams und der anschließenden Siegerehrung endete der diesjährige „Jenö Konrad-Cup – Fußball trifft auf Geschichte“. 

Projektarbeiten

Anatoli Djanatliev, Vorstandsvorsitzender von Maccabi Nürnberg und Vizepräsident von Makkabi Deutschland, betonte: „Es wurden auch in diesem Jahr tolle Projekte eingereicht. Es war unglaublich schwierig, daraus einen Projektsieger auszuwählen. Es freut mich sehr, dass die Schüler*innen beim Höhepunkt des diesjährigen Jenö Konrad-Cups mit dem abschließenden Fußballturnier hier am Valznerweiher mit dabei waren und Multiplikatoren dieses Zeichens gegen Antisemitismus und jegliche Formen von Diskriminierung sind.“

Gewinner

Strahlender Projekt- und Gesamtsieger ist die Klasse M8 der Leonhart-Fuchs-Mittelschule aus Wemding. Die Gesamtsiegerschule aus dem Donau-Ries Kreis im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben zeigt auch, dass der Jenö Konrad-Cup inzwischen eine enorme Reichweite weit über das Nürnberger Umland hinaus entwickelt hat.
Im Zuge ihres Projekts setzte sich die Gewinnerklasse mit vertriebenen Juden aus ihrem Landkreis in der NS-Zeit auseinander. In mühsamer und intensiver Recherchearbeit gestaltete die Schule Plakate über vertriebene Personen, die sie in Wemding aufstellten. Interessierte Passanten haben durch QR-Codes die Möglichkeit, auf Informationsblätter bzw. Videos zu den einzelnen Schicksalen zuzugreifen, die von den Schüler*innen erstellt wurden.
Fatma Sonkur, Lehrerin an der Leonhart Fuchs-Mittelschule Wemding, die gemeinsam mit Verena Venzke das diesjährige Siegerprojekt leitete, freute sich besonders über den Gesamtsieg ihres Projekts: „Die letzten vier bis fünf Monate haben unsere Jugendlichen intensiv an diesem Projekt gearbeitet. Sie haben dabei enorm viel gelernt und auch gespürt, wie sich Antisemitismus heute anfühlt. Ich glaube, dass dieses Projekt für alle teilnehmenden Schulklassen wahnsinnig wichtig ist.“ Jury-Mitglied Anna Staroselski, Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland, war vom Siegerprojekt ebenfalls sehr angetan: „Die Leonhart-Fuchs-Mittelschule hat sich durch eine sehr intensive Recherchearbeit besonders ausgezeichnet. Damit haben sie einen starken Beitrag zur Sichtbarmachung jüdischer Geschichte in der Region geleistet. Sie haben in kreativer Art und Weise Erinnerungskultur ein Stück weit neu gedacht, was mich sehr beeindruckt.“

Den zweiten Platz holte sich das Melanchthon Gymnasium Nürnberg, die sich in ebenfalls intensiver Recherchearbeit mit über 100 Biografien jüdischer Schüler*innen ihres Gymnasiums auseinandersetzten und sich gemeinsam mit Club-Historiker Bernd Siegler auf Basis der wiedergefundenen FCN-Mitgliederkarteien auf Spurensuche nach Überschneidungen mit ehemaligen jüdischen Schüler*innen des Melanchthon-Gymnasiums machten.

Platz drei sicherte sich die Sabel Realschule Nürnberg, die mit einem zum Jenö Konrad-Cup passenden Kahoot-Quiz per QR-Code die ideale Grundlage für eine abwechslungsreiche Unterrichtsstunde entwickelte.

Jury

  • Robert Claus (Moderator, Autor, Experte im Bereich Extreme Rechte und Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, Vielfalt und Antidiskriminierung)
  • Ruben Gerczikow (deutsch-jüdischer Aktivist und Publizist)
  • Ahmad Mansour (deutsch-israelischer Psychologe und Autor)
  • Anna Staroselski (Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland)
  • Dr. Anatoli Djanatliev (Vorstand Maccabi Nürnberg)
  • Dieter Hecking (Vorstand Sport 1. FC Nürnberg)
  • Katharina Fritsch (Leiterin Community & Membership 1. FC Nürnberg beim Club und Mitinitiatorin des Jenö Konrad-Cups)

Detaillierte Informationen zu den einzelnen Jury-Mitglieder erhaltet ihr hier